Herstellungsprozess

Es gibt unzählige Methoden, um aus einem rohen Fell ein kuscheliges Fellprodukt herzustellen. Aufgrund ihrer über 150-jährigen Erfahrung und ihres modernen Know-hows wendet die GNS AG die schonendsten und umweltfreundlichsten an. Nur so wird die hohe Qualität der Fellprodukte und Ledermodeartikel erreicht.

Handwerk und moderne Technik

Felle sind Naturprodukte. Diesem Umstand muss auch bei den Veredelungsprozessen Rechnung getragen werden: Obwohl die GNS teilweise moderne Technik einsetzt, wendet sie grundsätzlich dieselben Methoden an, die schon seit mehr als hundert Jahren gelten. «Das Gerben und Zurichten braucht seine Zeit», sagt Bernhard Neuenschwander. «Es steht ausser Frage, dass wir unsere Prozesse gerne beschleunigen würden. Aber wir müssen uns nach der Natur richten.»

Viele Arbeiten können deshalb nicht an Maschinen delegiert werden: Traditionelles Handwerk ist nach wie vor sehr gefragt – und mit ihm Mitarbeitende, welche jenes untrügliche Gefühl für das Material besitzen, das durch nichts zu ersetzen ist. Apropos Gefühl: Die Fachleute der GNS können die Herkunft eines Felles anhand der Beschaffenheit seiner Wollstruktur genau bestimmen. Auf Felle oder Pelze aus Zuchtfarmen oder von geschützten Tierarten verzichtet die Firma gänzlich.

Vom «Schlacht­neben­produkt» zum kuscheligen Fell

«Gefälle», «Schlachtnebenprodukt», sogar «Schlachtabfälle»: Die Bezeichnungen für rohe Häute und Felle sind nicht eben schmeichelhaft. Wenn die GNS die Rohware bei Metzgern und Schlachthöfen abholt, heisst das «entsorgen». Indem die GNS aus Schlachtnebenprodukten hochwertige Felle herstellt, trägt sie zur sinnvollen Nutzung von Naturprodukten bei.

Rücksicht auf die Umwelt nehmen.

Dass empfindliche Nasen sich in der Nähe der GNS rümpfen, ist leider unvermeidlich. Der charakteristische «Stallgeruch» einer Gerberei befindet sich seit jeher im prägnanten Bereich. Nicht umsonst wurden früher den Gerbern Quartiere ausserhalb der Stadtmauern zugewiesen: Man wollte das anrüchige Gewerbe auf Distanz halten.

Alle anderen Emissionen hat die GNS aber soweit minimiert, dass der Betrieb die Umwelt nicht belastet. Die sogenannten Gerbflotten – mit Gerbstoffen angereichertes Wasser – werden nach einem Gerbprozess zurückgepumpt und wiederverwendet. Nach rund 10 bis 15 Durchläufen wird eine Gerbflotte in die Spaltanlage geleitet. Hier werden ihr die Gerbstoffe entzogen. Das vorgereinigte Abwasser fliesst von der Spaltanlage in amtlich geprüfter und unbedenklicher Qualität weiter in das öffentliche Abwasserreinigungssystem.

Ankunft im Haut­keller

Die ersten Etappen im Verarbeitungsprozess absolvieren die noch rohen Felle im Hautkeller. Nach ihrer Ankunft werden sie zunächst ausgekühlt.

Rüsten

Die rohen Felle werden von gröberen Fett- und Fleischrückständen befreit und an ihren Rändern in Form gebracht.

Sortieren

Jedes Fell ist anders beschaffen. Im Hautkeller wird über seine Bestimmung entschieden: Je nach Qualität, Farbe, Wolltyp und Haarlänge wird es zu unterschiedlichen Fell- oder Lederartikeln weiterverarbeitet.

Kenn­zahl identifizieren

Lohnaufträge werden von Jägern und weiteren Kunden erteilt, die ihre Felle von der GNS veredeln lassen. Woran erkennt man später die Herkunft einer fertig zugerichteten Lohnware? Für die lückenlose Identifizierung der Felle machen die Mitarbeiter im Hautkeller einen Technologiespagat, der buchstäblich über Jahrhunderte reicht: In einem ersten Schritt entnehmen sie der elektronischen Datenbank eine Kennzahl für das Fell.

Kenn­zahl einstanzen

Mit einem stachelbewehrten Hammer stanzen sie die Kennzahl daraufhin in das Fell ein. Am Ende des Veredelungsprozesses wird es anhand der Stanzung identifiziert.

Konservierung durch Salz

Das Salz entzieht den Fellen die Feuchtigkeit und verhindert dadurch das Verfaulen. Diese Methode kommt bei der eher kurzfristigen Konservierung vor der Weiterverarbeitung zum Einsatz.

Konservierung durch Trocknen

Um die Felle länger zu konservieren, werden sie an der Luft getrocknet.

Lagern

Bis zu ihrer Weiterverarbeitung in der GNS oder bei Käufern werden die trockenen Rohwaren auf platzsparende Weise eingelagert.

Weichen

Aus dem Zwischenlager gelangen die Felle in die Gerberei. Als Erstes gilt es, den natürlichen Quellungszustand der Haut wiederherzustellen sowie den Schmutz, lösliche Eiweissstoffe und Konservierungsmittel zu entfernen. Dafür werden die Felle in ein Bad gegeben: Im rund 30 Grad warmen und mit Waschmitteln versehenen Wasser werden sie rund einen Tag lang eingeweicht.

Ent­fleischen

Die Entfleischungsmaschine entfernt nach dem Weichen übrig gebliebene Fett- und Fleischpartikel sowie allenfalls noch anhaftenden Schmutz.

Pickeln und Fetten

Nun werden die Felle auf die Gerbung vorbereitet. Das Ziel: Sie sollen die Gerbstoffe möglichst gleichmässig und optimal aufnehmen. Im Pickel werden Eiweisse aus dem Lederquerschnitt gelöst, sodass in der Haut – im Querschnitt betrachtet – Hohlstellen entstehen.

Bei der Fettung werden die Faserelemente der Haut mit einer Fettschicht umhüllt. Diese wirkt ähnlich wie ein Schmiermittel: Sie macht das Leder wieder weich und gibt ihm einen bestimmten Griff. Zugleich unterstützt die Fettung die einmaligen physikalischen Eigenschaften des Leders wie Dehnbarkeit, Reissfestigkeit, Wasserbenetzbarkeit und -dichtigkeit sowie die Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit.

Dünn­schneiden

Diese Arbeit verlangt Fingerspitzengefühl für das Fell, viel Geschick und höchste Konzentration: Beim Dünnschneiden wird die Lederschicht auf ihre optimale Dicke zugeschnitten. Ist sie zu dick, wird das Fell hart. Und wenn sie zu dünn geschnitten wird, kann das Fell reissen – oder wegen angeschnittenen Haarwurzeln kahle Stellen aufweisen. Das Dünnschneiden sorgt dafür, dass die Felle die Gerbstoffe optimal aufnehmen und das Leder schön weich und geschmeidig bleibt.

Gerben

Nun ist das Fell bereit für die eigentliche Gerbung. Es liegt rund einen Tag lang in einer Stahlhaspel oder in einem Holzfass, während die Gerbstoffe einwirken. Alle zwei Stunden wird der gesamte Inhalt zwei Minuten lang bewegt. Im Gerbprozess werden die Hautfasern des Fells vernetzt und die Fäulnisentwicklung wird gestoppt.

Durch das Gerben erreicht das Leder seine unnachahmlichen Eigenschaften: zum einen seine Dehnbarkeit, die für einzigartigen Tragkomfort sorgt. Zum anderen wird es atmungsaktiv – es kann Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben.

Vier Gerb­methoden – ein Prinzip

Die GNS wendet vier Gerbmethoden an. Sie alle sind umweltfreundlich und erfüllen strengste Normen bezüglich Schadstoffemissionen. Die Rezepturen für das Gerben werden im Tresor aufbewahrt: Sie unterliegen strengster Geheimhaltung – denn in ihnen stecken jahrzehntelange Erfahrung und unzählige Perfektionierungen!

Weiss­gerbung

Bei der Weissgerbung dienen Aluminiumsalze als Gerbstoffe. Sie eignet sich für alle Felle, deren Naturfarben erhalten werden sollen. Die fertigen Fellprodukte sind aber weder hitzebeständig noch waschbar.

Tara-/Mineral­gerbung

Die ideale Gerbung für alle gefärbten Felle wie Dekorations- und Autositzfelle. Dabei kommt ein natürlicher Gerbstoff (Tara) zum Einsatz. Die Fellprodukte sind hitzebeständig und waschbar.

Medizinal­gerbung

Babyfelle und sämtliche Medizinalfelle wie Betteinlagen oder Rollstuhlauflagen verlangen nach einer Sonderbehandlung. Der synthetische Gerbstoff Glutaraldehyd ist pflanzlichen Gerbstoffen nachempfunden. Die Vorteile: Die Felle sind ausgesprochen hautfreundlich, langlebig und praktisch beliebig oft waschbar.

Mimosa-Biogerbung

Natur pur: Bei der Mimosa-Gerbung – auch als Biogerbung oder Naturgerbung bekannt – verwendet man ausschliesslich pflanzliche Gerbstoffe. Meist stammen diese aus der Rinde oder dem Kernholz der Akazie. Die GNS bearbeitet damit vor allem Babyfelle und Wellness-Felle wie z.B. Bettauflagen. Das Gütesiegel für die Biogerbung und die Medizinalgerbung hat die Firma vom sogenannten «Vatikan der Gerber» erhalten: Das Prüf- und Forschungsinstitut der Gerberschule Reutlingen hat die Verfahren nach strengen Kriterien beurteilt und als «umweltgerecht und schadstoffgeprüft» ausgezeichnet.

Schleudern

Nach dem Gerben fahren die Felle Karussell in der Schleuder und werden dabei entwässert.

Stollen

Einen Tag in der Badewanne, danach kräftig geschleudert: Kein Wunder sind die Felle etwas zerknittert. Das Stollen bringt sie wieder in Form. In feuchtem Zustand werden sie auseinandergezogen. So finden sie wieder zu ihrer Weichheit und zu ihrer ursprünglichen Grösse zurück.

Spannen und trocknen

Auf dem Spannrahmen wird das Fell in seine natürliche Form gebracht und während rund zehn Stunden in einem geheizten Raum getrocknet. Das Spannen ist übrigens keine Angelegenheit für Maschinen: Mit hoher Präzision schätzen die Fachleute die Beschaffenheit und Elastizität des Felles ab. Die Spannung muss möglichst gleichmässig verteilt werden, um ein Verkleben der Fasern und damit das Verhärten des Leders zu vermeiden.

Zuschneiden und vorsortieren

Endlich trocken! Jetzt werden die Felle zugeschnitten. Teile, die nicht verwendet werden können, werden entfernt. Hier fällt auch der Entscheid über den Verwendungszweck des Fells anhand von Kriterien wie Grösse, Wollqualität und Wolllänge.

Reinigen im Rolls Royce

Unter den Maschinen in der Zurichterei ist die moderne Reinigungsmaschine sozusagen der «Rolls Royce». In ihr werden die Haut- und Wollfette entfernt. Das Resultat: Das Leder bleibt schön weich, und die Wolle verliert ihren Tiergeruch.

Entfetten im Döschwo

Es geht auch so: In einer Trommel machen die kleineren Felle wie Kaninchen, Fuchs oder Marder Bekanntschaft mit Sägemehl. Dieses entfettet die Haare zusätzlich, und das Fell erhält einen schönen Glanz. Diese Methode mag archaisch klingen, aber bisher hat kein Spezialist ein wirksameres Verfahren entwickelt.

Schleifen und Bakeln

Weg mit den übriggebliebenen Geweberesten! Dafür sorgt das Schleifen und Bakeln der Lederseite des Felles.

Kämmen

Was einfach aussieht, ist ziemlich anstrengend: Die Arbeit an der Kämmmaschine erfordert einen beträchtlichen Krafteinsatz. Hier wird die Wolle «geöffnet» – sie erhält dabei mehr Volumen und das Fell sieht optisch schöner aus. Darüber hinaus entfernt die Maschine überstellige Wolle. Diese wird abgesaugt, gesammelt und weiterverwendet, zum Beispiel als Stopfmaterial.

Scheren

Die Medizinal-, Baby- und Autositzfelle werden exakt auf die gewünschte Wollhöhe geschoren.

Bügeln

Beim Bügeln erhalten die Felle einen schönen Glanz. Zudem fühlen sie sich danach seidig an: Die Wolle oder das Haarkleid werden dadurch aufgelockert und gewinnen dabei ein gewisses «Spiel».

Auskratzen und Endkontrolle

Vor allem Lamm- und Schaffelle weisen an ihren Rändern Rückstände von Schleifstaub auf, der ausgekratzt werden muss. Zugleich werden die Ränder von Hand gekämmt – denn sie sind zuvor von der Kämmmaschine nicht erreicht worden. Bei der Endkontrolle erhalten die Felle den letzten Schliff: Einige werden hier genäht oder mit präzisen Zuschnitten in ihre perfekte Form gebracht.

Nähen

Decken, Mützen, Fellfinken usw.: Im Nähatelier entstehen Fellprodukte, an denen ihre Käuferinnen und Käufern jahrelang Freude haben werden. Unter die Nadel kommen alle Arten von Fellen – vom Lamm- über das Schaf- bis hin zum Fuchs- und Marderfell. Aus dem angrenzenden Verkaufsladen wird zudem Lederbekleidung angeliefert. Daran setzen die Näherinnen mit hoher Kompetenz Änderungswünsche der Kundinnen und Kunden um.